Workshop: Österreichisches Treffen zu Sentimentinferenz (ÖTSI) Österreichische Linguistik-Tagung 2023

Die Inferenz von Sentiment – oder noch allgemeiner: Emotion – aus Sprachdaten hat in den vergangenen Jahren zunehmendes Interesse erfahren, auch in der österreichischen Forschungslandschaft. Zwei Aspekte sind hier relevant: Erstens haben Fortschritte im Bereich des Maschinellen Lernens und der Computerlinguistik sowie die zunehmende Zahl an verfügbaren annotierten Trainingsdaten und Emotionslexika die Sentimentanalyse methodologisch stark verbessert und robuster gemacht (Taboada 2016); und zweitens haben Methoden der Sentimentanalyse zahlreiche Anwendungen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften gefunden. So wurden ebendiese Methoden etwa in Projekten zur Erkennung von Emotion in Tweets (Pellert et al. 2022), zur Analyse des politischen Diskurses in Österreich (Kern et al. 2021) oder in der geschichts- bzw. literaturwissenschaftlichen Forschung zum Aufklärungszeitalter (Koncar et al. 2020) angewendet, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das große Interesse am Forschungsfeld Sentimentanalyse in Österreich wurde zuletzt im Februar 2021 insbesondere durch einen am Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz (in Zusammenarbeit mit CLARIAH-AT) abgehaltenen Workshop zum Thema „Sentiment Analysis in the Literary Studies“ sowie durch das (erste) „Österreichische Treffen zu Sentiment-Inferenz“ (ÖTSI 21) im Rahmen der ÖLT 2021 sichtbar, an dem insgesamt 17 Forschende aus dem Bereich teilgenommen und ihre Tätigkeiten vorgestellt haben. Dabei waren zahlreiche Institutionen vertreten (Uni Wien, ÖAW/ACDH-CH, Complexity Science Hub, TU Wien, Uni Graz).

Der Workshop ÖTSI 23 versteht sich nun als Fortsetzung des letztgenannten Workshops. Ziel ist es erneut, Projekte aus der österreichischen Forschungslandschaft, welche mit oder an Methoden der Sentimentanalyse arbeiten, und darin involvierte Wissenschaftler*innen miteinander zu vernetzen. Es sollen dadurch erstens methodologische Erkenntnisse ausgetauscht werden, zweitens Synergien durch das gegenseitige Verfügbarmachen von – insbesondere für die österreichische Varietät des Deutschen relevanten – Trainingsdaten und Emotionslexika entstehen, und drittens die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften herausgearbeitet werden.

 

  • Die Abstracts sind hier einsehbar.

Infos

Programm

16:00 Round-up
9:30 Andreas Baumann (Uni Wien) & Julia Neidhardt (TU Wien) Introduction
10:00 Lucija Krušić (Uni Graz) Towards sentiment analysis in Austrian historical newspapers: navigating OCR pitfalls and methodological hurdles
10:30 Coffee break
11:00 Bernhard Ortbauer (Uni Wien) Lost in Sentiment Translation? Human vs. Machine Translations of Aldous Huxleys Brave New World
11:30 Natalia Borza (Pázmány Péter Catholic University) Can you spot all seven of them?
12:00 Ahmadou Wagne (TU Wien) Populism detection
12:30 Lunch break
14:00 Theresa Matzinger & Andreas Baumann (Uni Wien) Emotional alignment and cooperation in a TV game show
14:30 Manfred Sellner (PLUS) Sentiment text classification in Grimms' Children's and Household Tales: magic vs non-magic tales
15:00 Coffee break
15:30 Martina Scholger & Lucija Krušić (Uni Graz) Using AI for sentiment annotation and analysis?